Deutsches Bio Siegel - wie aussagekräftig ist es?

Bio ist heutzutage im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde. Derzeit sind fast 85.000 Produkte von knapp über 5.600 Unternehmen für die Verwendung des bekannten, sechsseitigen Bio Siegels registriert. Dieses kennzeichnet sich optisch durch seine sechseckige Form, den schwarzen “Bio”-Schriftzug sowie den grünen Haken. Seit die EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau im Jahr 2010 verabschiedet wurden, ist das deutsche Bio Siegel für Hersteller optional verwendbar. Obwohl die Intention beider Siegel sicherlich löblich ist, gibt es seit deren Bestehen immer wieder Kritik bezüglich deren Aussagekraft. Wieso gibt es ein deutsches Bio Siegel und was sagt es wirklich über die damit gekennzeichneten Produkte aus?

Deutsches Bio Siegel - was sagt es aus?

Jeder von euch kennt sicherlich das bekannte, sechseckige Logo mit dem grünen Haken. Dieses prangert prominent auf zahlreichen Lebensmitteln und gibt einem als Konsument das Gefühl, einen ökologisch sensiblen Kauf zu tätigen. Ein staatliches, deutsches Bio Siegel existiert seit dem Jahr 2001 und ist eine eingetragene Marke. Gerade in Anbetracht des aktuellen Trends in Richtung Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein sind Produkte mit dem deutschen Bio Siegel sehr populär.

Etwas erstaunlich ist deshalb, dass der prestigeträchtige Aufkleber auf der EG-Öko-Verordnung von 1993 beruht. Konkret bedeutet das, dass das jeweilige Produkt aus kontrolliertem ökologischen Anbau in Einklang mit besagter Verordnung stammt. Soweit, so gut. Seit den 1990er Jahren hat sich in Sachen ökologischer Landwirtschaft jedoch einiges getan. Deshalb liegt die Frage nahe, ob das deutsche Bio Siegel noch ein zeitgemäßer Indikator für wirklich umweltschonende Produkte darstellt.

deutsches Bio Siegel

Mit dem Beschluss der EU-Rechtsvorschriften für ökologischen Anbau 2010 ist das europäische Bio Siegel verpflichtend für alle verpackten Öko-Produkte innerhalb der EU. Seitdem ist ein zusätzliches, deutsches Bio Siegel für Hersteller freiwillig. Beide Symbole und deren Vergabe beruhen auf der Erfüllung von bestimmten Mindestkriterien ökologischer Landwirtschaft. Diese lauten wie folgt:

  • Verzicht auf chemische Dünge- und Schutzmittel
  • Artgerechte Tierhaltung
  • Nur eine bestimmte Anzahl an Tieren pro Quadratmeter
  • Tierfutter aus biologischem Anbau
  • Verzicht auf Gentechnik
  • Verwendung von Antibiotika ausschließlich zu medizinischen Zwecken
  • Maximal 49 Zusatzstoffe in verarbeiteten Lebensmitteln

Insgesamt müssen Hersteller die oben genannten Kriterien zu 95% erfüllen, um ihre Produkte als “Bio” betiteln zu dürfen und das EU Bio Siegel zu verwenden. Um dies zu gewährleisten, werden diese Produzenten mindestens einmal jährlich von einer offiziellen Kontrollstelle geprüft.

Darum steht das deutsche Bio Siegel in der Kritik

Häufiger Kritikpunkt des deutschen Bio Siegels sind gerade die eben genannten Kontrollbesuche. Zwar konnten Gerüchte, diese würden gar nicht wirklich stattfinden, heute entkräftet werden. Tatsache ist jedoch, dass die Kontrollen in vielen Fällen angekündigt werden. Laut Kritikern gibt das den Landwirten einen unfairen Vorteil und die Möglichkeit, entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Zumindest bei Legehennenbetrieben gibt es häufig einen zweiten jährlichen Kontrollbesuch, der dann ohne vorherige Ankündigung stattfindet.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Interpretation von artgerechter Tierhaltung. So werden sowohl Schlachthof-Transporte von bis zu 24h Stunden, als auch sogenannte Spaltenböden in der Mastschweinehaltung geduldet und mit dem Bio-Siegel versehen. Insgesamt wird den Kontrolleuren oft vorgeworfen, die erforderlichen Kriterien lediglich “abzuarbeiten” - ohne anderen potenziellen Missständen große Aufmerksamkeit zu schenken. Dies betrifft besonders optische Kriterien der Tiere wie zerrupfte Feder, Wunden oder Bewegungseinschränkungen. Sind alle oben erläuterten Kriterien erfüllt, wird über solche Unschönheiten laut Siegel-Gegnern häufig hinweg gesehen.

Bio Siegel

Auch im Vergleich zu Auflagen von Anbauverbänden wie Demeter, Bioland oder Naturland wirken die die Standards des EU Bio Siegels eher locker. Beispielsweise sind gemäß EU-Richtlinie mehr Hennen pro Gebäude, Schweine pro Hektar und Legehennen pro Quadratmeter gestattet. Außerdem lässt das Bio-Siegel weitaus mehr Zusatzstoffe zu als die Öko-Anbauverbände.

Deutsches Bio Siegel - unser Fazit

Insgesamt hat das deutsche Bio Siegel trotz teilweise berechtigter Kritik seine Daseinsberechtigung. Auch wenn es sich um ältere Richtlinien handelt, weisen die Kriterien beispielsweise dem Einsatz von Chemikalien beim Ackerbau klare Schranken auf. Auch die Tatsache, dass es sich beim deutschen Siegel lediglich um eine Zusatzoption zum EU Bio Siegel handelt, sehen wir weniger kritisch. Schließlich hat das markante Logo mit dem grünen Pfeil einen hohen Wiedererkennungswert und Markencharakter.

Unsere Produkte tragen sowohl das deutsche, als auch das EU Bio Siegel. Uns ist klar, dass die zugrundeliegenden Kriterien nicht die strengsten sind. Diese entsprechen den Mindest-Standards, die wir an unsere Produkte haben. Wir sehen jeden Hersteller, uns eingenommen, in der Pflicht, sich nicht auf die Aussagekraft des Siegels zu verlassen und sich ein eigenes Bild über die Qualität der eingesetzten Produkte zu machen.

Wir arbeiten beispielsweise gezielt mit verantwortungsvollen Landwirten und kaufen unsere Zutaten teilweise in höchster Demeter-Qualität ein. Außerdem wählen wir sorgfältig die besten Lebensmittel aus und verwenden keinen Zucker und keinerlei Zusatzstoffe. Zum Vergleich: Gemäß der Vorgaben des deutschen Bio Siegels sind  49 Zusatzstoffe erlaubt. Was für andere Hersteller eine Art "Loophole" sein könnte, lassen wir ungenutzt und sind 100% clean. Bio ist also nicht gleich gesund, bei uns jedoch schon!

Gleichzeitig glauben wir aber auch an die Anpassbarkeit der Richtlinien. Gerade in Anbetracht der aktuellen Orientierung in Richtung Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit halten wir eine Neuauflage der EU-Richtlinien für ökologischen Landbau für durchaus realistisch.